Das Kino Astoria zählt zu den ältesten Lichtspielhäusern Deutschlands und ist das älteste Kino in Westbrandenburg. Es wurde 1925 von Remigius Wilms eröffnet und hat seitdem eine bewegte Geschichte erlebt:
- In Wittstock hatte der erfolgreicher Stummfilmregisseur und Schauspieler Paul Wegener ( „Der Student von Prag“, oder „Der Golem“) seine familiären Wurzeln, Der Großvater war der Kaufmann und Tuchfabrikant Wilhelm Wegener.
- In einer Düsseldorfer Zeitung vom 24.Oktober 1927 wird berichtet: Wittstock/Dosse „Bei einem Abstecher in dies unweit Berlin gelegene Landstädtchen besuchte ich Herrn Remy Wilms gehörendes Astoria Theater und war erstaunt, ein derart schmuckes Lichtspielhaus dort zu finden, welches allen großstädtischen Ansprüchen gerecht wird. Die Programme sind ausgezeichnet und verraten den gediegenen Fachmann. Ich sah den nervenkitzelnden Film „Das Panzergewölbe“. Die von dem Künstlerehepaar Lange ausgeführte musikalische Filmuntermalung war sehr geschickt. Frau Lange ist eine treffliche Geigerin, Technik, großer Ton, zeichnete sie aus.“
- Stummfilme mit musikalischer Filmuntermalung waren das Programm in den 20er und 30er Jahren.
- Der historische Flügel von damals, der sich im Saal1 befindet, wird noch heute für Musikdarbietungen bei „Kunst im Kino“ (Livekabarett) oder als Stummfilmbegleitung, wie am Sonntag, den 30.03.2025 zu der Jubiläumseröffnung „100 Jahre Astoria“ genutzt.
- In den 1930er Jahre flimmerten erste Tonfilme über die Leinwand
- Hubert Boger: (1921-2010) Chronist aus Wittstock, berichtete: „Kino war jetzt in der Stadt ein Begriff, das Theater immer voll und auch wir Schulkinder wollten unser Wissen verbessern, zumindest durch die Wochenschau und Kulturfilmen vor der Pause.“
- Am Ende des Krieges wurde der Kinobesitzer „republikflüchtig“.
- Der Bildhauer Lühnsdorf, der das Denkmal im Friedrich Ebert Park schuf, übernahm zeitweilig die Geschäfte
- Das Kino wurde ein VEB-Betrieb, Volkseigener Betrieb (K) Kreislichtspielbetrieb.
- 1955 wurde das Haus komplett renoviert und auf den modernsten Stand der Technik gebracht. Es wurden feste Stuhlreihen mit insgesamt 404 Plätzen eingebaut.
- Am 6.Oktober 1955 wurde das Filmtheater unter den Namen „Theater des Friedens“ am Vorabend des 7. Oktober, dem Tag der Republik, feierlich an die Bürger von Wittstock übergeben.
- Durch den Bau der Bühne waren Theatervorstellungen, Kultur- und Parteiveranstaltungen regelmäßig im Programm.
- Zitat von Hubert Boger: „ Am 17.Juni 1957 versuchten verbrecherische Elemente das „Theater des Friedens“ in Brand zu stecken. Durch schnelles Eingreifen unserer Bürger konnte der Brand im Keim erstickt werden, damit erbrachten Menschen den Beweis, dass das Theater ihr Theater ist, dem sie viele Stunden der Entspannung verdanken.“
- „Und dann kam das Fernsehen und alle Kinoträume erfüllten sich in der eigenen Wohnung“ laut Hubert Boger
- Das Kino lebte weiter, staatlich gestützte Eintrittspreise von 25 und 50 Pfennig für einen Kinobesuch waren üblich, Kultur sollte jedem DDR-Bürger zugänglich sein.
- Sozialistische Feierstunden/Jugendweihen, Einschulungen, Versammlungen und Brigadefeiern fanden neben den täglichen Kinovorstellungen statt.
- Nach der Wende 1989/90 veränderten sich die Besitzverhältnisse, die Treuhand übernahm das Objekt und privatisiertes es. Das Kino Astoria war eins von 9 Kinos die von der Treuhand im Paket an einen westdeutschen Privatier verkauft wurden, bis Juli 1993 arbeitet die Kinofamilie Ludwig und Walter Tunn als Angestellte weiter im Kino. Leider war der Betrieb unrentabel und das Haus ging an die Treuhand zurück.
- Am 31.3.1994, nach 8 monatiger Schließung eröffneten 2 junge Männer aus Gransee das Kino und Familie Ludwig durfte wieder arbeiten. Leider waren die Kosten für den Betrieb und Erhalt des Kinos zu groß und die beiden Herren gaben im Juli 1995 den Kinobetrieb auf.
- Im September 1995 erwirbt die Familie Terzijski das Kino von der Treuhand. Viola Terzijska wird Theaterleiterin. Die Wiedereröffnung fand am 27.10.1995 mit dem Kinderfilm „Casper“ und dem Bestseller „Während du schliefst“ statt.
- Die erste Investition war die Umstellung der Heizung von Kohle auf Öl (in der Heizperiode benötigte das Haus jede Woche einen LKW (W50) Kohle), ein unabdingbarer Schritt für das Überleben des Kinos.
- 1997: Renovierung des Foyers und neue Bestuhlung des Saals mit bequemen Kinosesseln, welche wir einem Kino in Celle abkauften
- 2002: Saal 2 entsteht (90 Plätze), um ein noch vielfältigeres Programm bieten zu können.
- 2011: Saal 1 - digitalisiert + 3D
- 2012: Saal 2 - digitalisiert
- 2013: Umbau von Saal 1 mit Aufstufung und neuer Bestuhlung (135 Plätze)
- 2014: Renovierung des Foyers
- 2015: Neugestaltung des äußeren Eingangsbereiches mit Schaffung eines barrierefreien Zugangs per Lift
- 2017: Erneuerung der Damen-und Herrentoiletten, sowie Schaffung eines behindertengerechten WC
- 2019: Einbau einer Klimaanlage und 20 neue Relax-Kinosessel im Saal 2
- 2020: Schaffung einer Sitzlounge im Foyer
- 2021: Installation einer Photovoltaikanlage für die energetische Eigenversorgung
- 2023: Aufrüstung von Saal 1 mit neuen 4K Laserprojektor
In den letzten Jahren konnten wir das Kino umfänglich renovieren und technisch aufrüsten, welches unter anderem nur mit der Unterstützung des Zukunftsprogramms Kino der Filmförderungsanstalt möglich war, wofür wir sehr dankbar sind.
Aufrüstung
Saal 1
Aufrüstung von Saal 1 mit neuen 4K Laserprojektor
Solarenergie
sinnvolle Nutzung der Dachflächen
Installation einer Photovoltaikanlage für die energetische Eigenversorgung
Loungebereich
im Foyer
Anschaffung einer Sitzlounge für das Foyer
Upgrade
für Saal 2
Einbau einer Klimaanlage und 20 neuer Relax-Kinosessel im Saal 2